Samstag, 9. Dezember 2006
Mein Meer. Mein Strand. Meine Palmen.
frankiemeyer, 01:57h
Boa noite!
Als Reisender in der temporada baixa, also in der Nebensaison (in diesem Fall: Vorsaison), hat man in Brasilien ziemlich gute Karten. Sicher, es mischen sich immer ein paar schlechte ins Blatt. Z.B. die Karte "geschlossen". Hab ich jetzt schon mehrfach erlebt in unterschiedlichsten Lagen, dass einiges zur Zeit, da nur wenige Touristen im Land unterwegs sind, einfach noch zu hat oder noch nicht stattfindet. Eine Tour in den im Atlantik gelegenen Nationalpark Abrolhos wollte ich machen, ging aber nicht, weil die erst ab acht Personen rausfahren. Wir waren aber nur drei. Und haben vergeblich zwei Tage auf die anderen 5 gewartet...
Oder manche Orte gehen einfach nur, wenn's voll ist. Morro de São Paulo, wo ich gerade bin und diese Zeilen schreibe, ist so ein Ort. Der Ort lebt vom Tourismus, vom Trubel und von Stimmung. Wenn aber kaum Leute da sind, dann hat der Ort keinen Flair und macht nicht wirklich Laune. (Aber jetzt ist Wochenende, und die Leute aus Salvador fallen ein!)
Nicht dass ich hier in Brasilien auf Party aus bin. Nun wirklich nicht. Aber wenn in Itaúnas, der Geburtsstadt des Forró (Musikstil des Nordostens, der ein bisschen an Country und Folk errinnert, so ne Art Scheunenpolka - in diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass in diesem Blog Diskussionen zu Musikthemen jedweder Art prinzipiell erlaubt und erbeten sind...:-), wenn also dort in der Hauptsaison (etwa ab Weihnachten) jeden Abend Forró live dargeboten wird, aber jetzt gerade gar nix, dann finde ich das halt schade!
Aber nun zu den guten Karten! Ich zieh mal blank: Mein Meer. Mein Strand. Meine Palmen. Meine Sonne. Meine Pousada. Mein Essen. Mein Bier. Meine Caipirinha. - Schneider. Mindestens.
Es war wirklich so in den letzten zwei Wochen: Wo ich auch war, an welchem Strand auch immer, nie waren mehr als eine Handvoll Menschen da. Ein Traum! Paradiesisch! Manchmal war ich ganz alleine, und ich dachte, das kann jetzt nicht wahr sein, das ist gerade ein Film, eine Parallelwelt, oder was auch immer.
Und, Leute, wir reden hier von Bahia! Hier, wo ein Traumstrand neben dem anderen liegt. Und ich hab sie ALLE gehabt! Naja, nicht ganz, ich hab mir die Rosinen rausgepickt. Ein paar ganz besondere Perlen, wahre Prachtexemplare! Und jeder Strand mit seinen speziellen Attributen und Erinnerungen: Reiten am kilometerlangen Strand von Itaúnas. Dekadent auf dem ultrabequemen Liegestuhl speisen an der Praia do Espelho nahe Trancoso und an der Praia Taipú de Fora nahe Barra Grande. Oder einfach nur das Ereignis Natur erleben, schauen, staunen und entspannen an der paradiesischen Prainha bei Itacaré und an der Praia Cueira auf der Ilha da Boipéba.
Und wo ich schon vom Essen gesprochen haben: Frisch zubereitete Langusten mit Reis, Bohnen und Pirão (ein typisch bahianisches Gericht, mit Maniokmehr angedickte Fischsuppe, praktisch Brei), und das ganze am Strand von Cueira essen - der perfekte Moment!
Sowieso fand ich Boipéba bis jetzt am besten. Auch wegen der Pousada, die direkt am Strand liegt. Morgens Fensterladen aufmachen, rausgucken: Strand und Meer. Abends auf der Veranda sitzen und Fisch essen, dabei das Meer rauschen lauschen und dem Vollmond zugucken, wie er sein helles Licht aufs Wasser streut - noch so'n perfekter Moment.
Aber alle Orte hatten ihren ganz speziellen Reiz. An was ich mich erinnern werde bei meinem Trip durch Bahia: An die Einsamkeit und Abgeschiedenheit im Dorf Itaúnas und an das Volleyballspielen mit den Kindern. An die kerzenlichtbeschienene Abendstimmung auf dem Platz Quadrado in Trancoso. An die coole, abgehangene Stimmung in Itacaré und an die Prainha. An den Sand in Barra Grande. Und an das Paradies auf Boipéba.
Und bevor es morgen nach Salvador, in die Hauptstadt von Bahia, geht, muss ich noch etwas finden, an dass ich mich in Bezug auf Morro de São Paulo erinnern werde. Wahrscheinlich wird es der atemberaubende Blick aus meiner hoch gelegenen Pousada auf das Meer sein. Genauer gesagt: aus meinem Bett heraus. Und was ich garantiert auch nicht vergessen werde: Heute habe ich am Strand einen kennengelernt, der seinen Hund "Schumacher" genannt hat.
Also, das ist doch ein ordentliches Blatt, was ich hier auf der Hand habe, oder?! Allerdings hab ich auch noch die Arschkarte. Die, die jeder Reisende hat. Die, die zuletzt gezogen wird, und wo draufsteht: wieder nach Hause.
Até logo!
Francão
Als Reisender in der temporada baixa, also in der Nebensaison (in diesem Fall: Vorsaison), hat man in Brasilien ziemlich gute Karten. Sicher, es mischen sich immer ein paar schlechte ins Blatt. Z.B. die Karte "geschlossen". Hab ich jetzt schon mehrfach erlebt in unterschiedlichsten Lagen, dass einiges zur Zeit, da nur wenige Touristen im Land unterwegs sind, einfach noch zu hat oder noch nicht stattfindet. Eine Tour in den im Atlantik gelegenen Nationalpark Abrolhos wollte ich machen, ging aber nicht, weil die erst ab acht Personen rausfahren. Wir waren aber nur drei. Und haben vergeblich zwei Tage auf die anderen 5 gewartet...
Oder manche Orte gehen einfach nur, wenn's voll ist. Morro de São Paulo, wo ich gerade bin und diese Zeilen schreibe, ist so ein Ort. Der Ort lebt vom Tourismus, vom Trubel und von Stimmung. Wenn aber kaum Leute da sind, dann hat der Ort keinen Flair und macht nicht wirklich Laune. (Aber jetzt ist Wochenende, und die Leute aus Salvador fallen ein!)
Nicht dass ich hier in Brasilien auf Party aus bin. Nun wirklich nicht. Aber wenn in Itaúnas, der Geburtsstadt des Forró (Musikstil des Nordostens, der ein bisschen an Country und Folk errinnert, so ne Art Scheunenpolka - in diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass in diesem Blog Diskussionen zu Musikthemen jedweder Art prinzipiell erlaubt und erbeten sind...:-), wenn also dort in der Hauptsaison (etwa ab Weihnachten) jeden Abend Forró live dargeboten wird, aber jetzt gerade gar nix, dann finde ich das halt schade!
Aber nun zu den guten Karten! Ich zieh mal blank: Mein Meer. Mein Strand. Meine Palmen. Meine Sonne. Meine Pousada. Mein Essen. Mein Bier. Meine Caipirinha. - Schneider. Mindestens.
Es war wirklich so in den letzten zwei Wochen: Wo ich auch war, an welchem Strand auch immer, nie waren mehr als eine Handvoll Menschen da. Ein Traum! Paradiesisch! Manchmal war ich ganz alleine, und ich dachte, das kann jetzt nicht wahr sein, das ist gerade ein Film, eine Parallelwelt, oder was auch immer.
Und, Leute, wir reden hier von Bahia! Hier, wo ein Traumstrand neben dem anderen liegt. Und ich hab sie ALLE gehabt! Naja, nicht ganz, ich hab mir die Rosinen rausgepickt. Ein paar ganz besondere Perlen, wahre Prachtexemplare! Und jeder Strand mit seinen speziellen Attributen und Erinnerungen: Reiten am kilometerlangen Strand von Itaúnas. Dekadent auf dem ultrabequemen Liegestuhl speisen an der Praia do Espelho nahe Trancoso und an der Praia Taipú de Fora nahe Barra Grande. Oder einfach nur das Ereignis Natur erleben, schauen, staunen und entspannen an der paradiesischen Prainha bei Itacaré und an der Praia Cueira auf der Ilha da Boipéba.
Und wo ich schon vom Essen gesprochen haben: Frisch zubereitete Langusten mit Reis, Bohnen und Pirão (ein typisch bahianisches Gericht, mit Maniokmehr angedickte Fischsuppe, praktisch Brei), und das ganze am Strand von Cueira essen - der perfekte Moment!
Sowieso fand ich Boipéba bis jetzt am besten. Auch wegen der Pousada, die direkt am Strand liegt. Morgens Fensterladen aufmachen, rausgucken: Strand und Meer. Abends auf der Veranda sitzen und Fisch essen, dabei das Meer rauschen lauschen und dem Vollmond zugucken, wie er sein helles Licht aufs Wasser streut - noch so'n perfekter Moment.
Aber alle Orte hatten ihren ganz speziellen Reiz. An was ich mich erinnern werde bei meinem Trip durch Bahia: An die Einsamkeit und Abgeschiedenheit im Dorf Itaúnas und an das Volleyballspielen mit den Kindern. An die kerzenlichtbeschienene Abendstimmung auf dem Platz Quadrado in Trancoso. An die coole, abgehangene Stimmung in Itacaré und an die Prainha. An den Sand in Barra Grande. Und an das Paradies auf Boipéba.
Und bevor es morgen nach Salvador, in die Hauptstadt von Bahia, geht, muss ich noch etwas finden, an dass ich mich in Bezug auf Morro de São Paulo erinnern werde. Wahrscheinlich wird es der atemberaubende Blick aus meiner hoch gelegenen Pousada auf das Meer sein. Genauer gesagt: aus meinem Bett heraus. Und was ich garantiert auch nicht vergessen werde: Heute habe ich am Strand einen kennengelernt, der seinen Hund "Schumacher" genannt hat.
Also, das ist doch ein ordentliches Blatt, was ich hier auf der Hand habe, oder?! Allerdings hab ich auch noch die Arschkarte. Die, die jeder Reisende hat. Die, die zuletzt gezogen wird, und wo draufsteht: wieder nach Hause.
Até logo!
Francão
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Dienstag, 21. November 2006
Musik im Blut
frankiemeyer, 16:03h
Boa noite!
Endlich einen funktionierenden Internetladen gefunden, bei dem das Hochladen von Bildern nicht eine Stunde dauert - pro Bild.
Diesen Reisebericht habe ich schon vor mehr als einer Woche geschrieben, zwischen Búzios und Itaúnas, aber ohne Bilder wollte ich ihn nicht hochladen, der schmeckt ja sonst nicht wirklich richtig, so ganz ohne visuelle Beilage, oder?! Also dann: Es war vor ca. 10 Tagen, als ich in einem verlassenen, staubigen Kaff namens Conceição da Barra angekommen war, um 7 Uhr morgens...
Der Bus, der mich zu meinem Ziel Itaúnas bringt, kommt erst um 12:30 Uhr. Der um 10:30 Uhr gelistete kommt heute nicht. Oder gar nie mehr. Wer kann das schon wissen? Und was bedeutet schon "gelistet"? Das Wort, das ich gerade hier benutzt habe, hat in Brasilien, glaube ich, gar nichts zu sagen. Nur das, was ist, ist. Aber das, was irgendwo steht oder was einem irgendwer gesagt hat, kann man vergessen. Erst recht, wenn die Information mehr als, sagen wir mal, einen Kilometer, vom Ort des Geschehens entfernt ist. Z.B. kannst du in Búzios keine Info kriegen, wie man denn wohl am besten nach Itaúnas kommt. Alles, was sie wissen, ist, dass es keine Verbindung gibt. Punkt. Wahrscheinlich vom Nachbarort Cabo Frio aus. Aber da wirds dann auch schon schwierig mit der konkreten Information.
Nun ist es aber so hier: Bevor der Brasilianer gar nix sagt - er will ja helfen! - sagt er dir lieber irgendetwas. Man muss das wissen, denn sonst ist man hoffnungslos verloren. Bedeutet in der Umsetzung: Obrigado sagen und danach lieber selber im Internet checken. Wo dann rauskommt, dass die dortigen Informationen von den eben gegebenen komplett abweichen. Was aber nicht bedeuten muss, dass die jetzt im Netz gelisteten richtig sind!! Womit wir wieder am Anfangspunkt sind. Und so erfahre ich hier eine ganz neue Beziehung zu Zeit und Raum - was nicht unwesentliche Auswirkungen auf meine Reise"planung" hat. Sie wird, sagen wir mal, nicht gerade unberechenbar, aber doch eher spontan. Und das ist ja auch nicht gerade unspannend...
Spannender auf jeden Fall als Búzios. Eine Badeort, der laut Reisebuch und diversen anderen Meinungen eine Partytown inkl. Traumstrand-Flair sein soll, in meiner Wirklichkeit aber nicht mehr als eine Hochburg von Pauschaltouristen mit dem Charme eines Kurorts ist. Pousadas und Shops, die deutlich teurer sind als sonstwo und in der Mehrzahl Investoren aus dem Ausland eigen sind. Hier ist man - wie nur in wenigen anderen Orten Brasiliens - ganz auf den Tourismus fixiert, und man wird sein Geld entsprechend schnell los.
Meine Pousada habe ich immerhin etwas runtergehandelt. Pros: Café da manha inklusive, strandnahe Lage, Vierbettzimmer (hatten nix anderes mehr). Contras: Beim morgendlichen Kaffee wird seichteste Fahrstuhl-Musik gedudelt. Muss wohl so sein bei der Kundschaft: Ausnahmslos Paare und Familien, die noch nie in ihrem Leben einen Rucksack aufhatten. Entsprechend exotisch kam ich mir vor. Aber war letztlich okay.
Auch der Strand vor der Pousada (Geribá) war in Ordnung. Nicht der Traumstrand, wie erwartet. Eher nix besonderes. Vor allem vor dem Wochenende, als noch nichts los war. Bin dann mal zum kleinen Ferradurinha-Strand gelaufen (insgesamt hat Búzios 23!), der war echt pitoresk, sagt man glaube ich...
Was den schmalen Strand in der riesig geschwungenen Bucht von Geribá dann besonders machte, waren die Leute, die am Wochenende aus Rio einfielen. Da sah es dann aus, wie in Ipanema am Sonntag! Und das hat dann wieder alles gut gemacht... Blauer Himmel, bundas, cerveja, Musik (diesmal chillig bis housig, sogar Freundeskreis haben sie in der Fishbone-Bar gespielt!).
Diese zwei Wochenend-Tage haben Búzios in meiner Wahrnehmung dann nochmal rausgerissen. Das Kaff geht echt nur, wenn es voll von Leuten ist. Dann fallen auch die teuren Touristen-Shops nicht mehr so ins Auge und die Leute, die dir an jeder Ecke Flyer und Gutscheine zustecken, um dich in die teuren Restaurants zu locken. Hat dann ein ganz nettes Flair abends, so ein Flanier-Flair aber mehr. So richtig gerockt hat das nicht.
Aber man muss nur gut schauen und die Augen und Ohren offen halten. Dann findet man evtl. zwischen den Touri-Shops und -Restaurants den einen oder anderen Laden, der untypisch Búzios aber typisch Brasilien ist. Und ehe man sich versieht, ist man mittendrin der Samba-Sause! Ausgelassene Stimmung, tanzende und singende und trommelnde Brasilianer, und auf einmal ist alles, was mit Pauschal und Massentourismus zu tun hat wie weggeblasen! Klasse letzter Abend...
Drei positive Dinge werden mir von Búzios in Erinnerung bleiben: Der volle Strand von Geribá am Wochenende. Der Samba-Abend in der Kneipe. Und die Mikro-Busse. DAS Transportmittel schlechthin in Búzios. Also zumindest was mich angeht. Und die Einheimischen. Andere Touristen hab ich komischerweise darin nie angetroffen... Dabei zahlt man nur ein Zehntel des Preises im Vergleich zum Taxi, und man ist genauso schnell von der Pousada im Zentrum. Alle 30 Sekunden knattert so ein Teil vorbei, man muss nur die Hand raushalten, schon ist man drin im Mikro-Klima Mikro-Onibus. Eine tolle Erfahrung! So ein Mikro-Onibus hat den Komfort eines Viehtransporters, ist aber so praktisch wie ein Linienbus und so intim wie eine Familienkutsche.
Zeit zum Abschied. Bin dann doch wieder bis nach Rio, wo ich herkam. Dort hab ich dann aber einen durchgehenden Nachtbus bis Conceição da Barra gekriegt. Und der fuhr auch wirklich um die Zeit ab, die ich Internet gecheckt und am Telefon nochmal nachgecheckt hatte! Und mein Zubringerbus war auch rechtzeitig da!
Also dann, 12 Stunden im Semi-Leito, im Halbliegewagen, und du denkst, alles ist gut... da beginnt der dicke Brasilianer rechts hinter dir zu schnarchen. Und er schnarcht durch bis Conceição da Barra. 12 Stunden lang. In allen Stil-Varianten. Von schnaubend mit vibrierender Oberlippe bis hin zur extrem nasalen Tonlage. Auf jeden Fall immer volle Pulle. Ich dachte nur noch an Herbert Knebel: "Gibts da auch schon ne CD von?" Ich meine jedenfalls, auch mal einen Samba-Rhythmus rausgelauscht zu haben...
Naja, jetzt hab ichs ja hinter mir, und die 5einhalb Stunden Wartezeit auf den Bus nach Itaúnas sind jetzt auch vorbei. Gehe vorsichtshalber mit iPod an Bord.
Até logo
Francão
Endlich einen funktionierenden Internetladen gefunden, bei dem das Hochladen von Bildern nicht eine Stunde dauert - pro Bild.
Diesen Reisebericht habe ich schon vor mehr als einer Woche geschrieben, zwischen Búzios und Itaúnas, aber ohne Bilder wollte ich ihn nicht hochladen, der schmeckt ja sonst nicht wirklich richtig, so ganz ohne visuelle Beilage, oder?! Also dann: Es war vor ca. 10 Tagen, als ich in einem verlassenen, staubigen Kaff namens Conceição da Barra angekommen war, um 7 Uhr morgens...
Der Bus, der mich zu meinem Ziel Itaúnas bringt, kommt erst um 12:30 Uhr. Der um 10:30 Uhr gelistete kommt heute nicht. Oder gar nie mehr. Wer kann das schon wissen? Und was bedeutet schon "gelistet"? Das Wort, das ich gerade hier benutzt habe, hat in Brasilien, glaube ich, gar nichts zu sagen. Nur das, was ist, ist. Aber das, was irgendwo steht oder was einem irgendwer gesagt hat, kann man vergessen. Erst recht, wenn die Information mehr als, sagen wir mal, einen Kilometer, vom Ort des Geschehens entfernt ist. Z.B. kannst du in Búzios keine Info kriegen, wie man denn wohl am besten nach Itaúnas kommt. Alles, was sie wissen, ist, dass es keine Verbindung gibt. Punkt. Wahrscheinlich vom Nachbarort Cabo Frio aus. Aber da wirds dann auch schon schwierig mit der konkreten Information.
Nun ist es aber so hier: Bevor der Brasilianer gar nix sagt - er will ja helfen! - sagt er dir lieber irgendetwas. Man muss das wissen, denn sonst ist man hoffnungslos verloren. Bedeutet in der Umsetzung: Obrigado sagen und danach lieber selber im Internet checken. Wo dann rauskommt, dass die dortigen Informationen von den eben gegebenen komplett abweichen. Was aber nicht bedeuten muss, dass die jetzt im Netz gelisteten richtig sind!! Womit wir wieder am Anfangspunkt sind. Und so erfahre ich hier eine ganz neue Beziehung zu Zeit und Raum - was nicht unwesentliche Auswirkungen auf meine Reise"planung" hat. Sie wird, sagen wir mal, nicht gerade unberechenbar, aber doch eher spontan. Und das ist ja auch nicht gerade unspannend...
Spannender auf jeden Fall als Búzios. Eine Badeort, der laut Reisebuch und diversen anderen Meinungen eine Partytown inkl. Traumstrand-Flair sein soll, in meiner Wirklichkeit aber nicht mehr als eine Hochburg von Pauschaltouristen mit dem Charme eines Kurorts ist. Pousadas und Shops, die deutlich teurer sind als sonstwo und in der Mehrzahl Investoren aus dem Ausland eigen sind. Hier ist man - wie nur in wenigen anderen Orten Brasiliens - ganz auf den Tourismus fixiert, und man wird sein Geld entsprechend schnell los.
Meine Pousada habe ich immerhin etwas runtergehandelt. Pros: Café da manha inklusive, strandnahe Lage, Vierbettzimmer (hatten nix anderes mehr). Contras: Beim morgendlichen Kaffee wird seichteste Fahrstuhl-Musik gedudelt. Muss wohl so sein bei der Kundschaft: Ausnahmslos Paare und Familien, die noch nie in ihrem Leben einen Rucksack aufhatten. Entsprechend exotisch kam ich mir vor. Aber war letztlich okay.
Auch der Strand vor der Pousada (Geribá) war in Ordnung. Nicht der Traumstrand, wie erwartet. Eher nix besonderes. Vor allem vor dem Wochenende, als noch nichts los war. Bin dann mal zum kleinen Ferradurinha-Strand gelaufen (insgesamt hat Búzios 23!), der war echt pitoresk, sagt man glaube ich...
Was den schmalen Strand in der riesig geschwungenen Bucht von Geribá dann besonders machte, waren die Leute, die am Wochenende aus Rio einfielen. Da sah es dann aus, wie in Ipanema am Sonntag! Und das hat dann wieder alles gut gemacht... Blauer Himmel, bundas, cerveja, Musik (diesmal chillig bis housig, sogar Freundeskreis haben sie in der Fishbone-Bar gespielt!).
Diese zwei Wochenend-Tage haben Búzios in meiner Wahrnehmung dann nochmal rausgerissen. Das Kaff geht echt nur, wenn es voll von Leuten ist. Dann fallen auch die teuren Touristen-Shops nicht mehr so ins Auge und die Leute, die dir an jeder Ecke Flyer und Gutscheine zustecken, um dich in die teuren Restaurants zu locken. Hat dann ein ganz nettes Flair abends, so ein Flanier-Flair aber mehr. So richtig gerockt hat das nicht.
Aber man muss nur gut schauen und die Augen und Ohren offen halten. Dann findet man evtl. zwischen den Touri-Shops und -Restaurants den einen oder anderen Laden, der untypisch Búzios aber typisch Brasilien ist. Und ehe man sich versieht, ist man mittendrin der Samba-Sause! Ausgelassene Stimmung, tanzende und singende und trommelnde Brasilianer, und auf einmal ist alles, was mit Pauschal und Massentourismus zu tun hat wie weggeblasen! Klasse letzter Abend...
Drei positive Dinge werden mir von Búzios in Erinnerung bleiben: Der volle Strand von Geribá am Wochenende. Der Samba-Abend in der Kneipe. Und die Mikro-Busse. DAS Transportmittel schlechthin in Búzios. Also zumindest was mich angeht. Und die Einheimischen. Andere Touristen hab ich komischerweise darin nie angetroffen... Dabei zahlt man nur ein Zehntel des Preises im Vergleich zum Taxi, und man ist genauso schnell von der Pousada im Zentrum. Alle 30 Sekunden knattert so ein Teil vorbei, man muss nur die Hand raushalten, schon ist man drin im Mikro-Klima Mikro-Onibus. Eine tolle Erfahrung! So ein Mikro-Onibus hat den Komfort eines Viehtransporters, ist aber so praktisch wie ein Linienbus und so intim wie eine Familienkutsche.
Zeit zum Abschied. Bin dann doch wieder bis nach Rio, wo ich herkam. Dort hab ich dann aber einen durchgehenden Nachtbus bis Conceição da Barra gekriegt. Und der fuhr auch wirklich um die Zeit ab, die ich Internet gecheckt und am Telefon nochmal nachgecheckt hatte! Und mein Zubringerbus war auch rechtzeitig da!
Also dann, 12 Stunden im Semi-Leito, im Halbliegewagen, und du denkst, alles ist gut... da beginnt der dicke Brasilianer rechts hinter dir zu schnarchen. Und er schnarcht durch bis Conceição da Barra. 12 Stunden lang. In allen Stil-Varianten. Von schnaubend mit vibrierender Oberlippe bis hin zur extrem nasalen Tonlage. Auf jeden Fall immer volle Pulle. Ich dachte nur noch an Herbert Knebel: "Gibts da auch schon ne CD von?" Ich meine jedenfalls, auch mal einen Samba-Rhythmus rausgelauscht zu haben...
Naja, jetzt hab ichs ja hinter mir, und die 5einhalb Stunden Wartezeit auf den Bus nach Itaúnas sind jetzt auch vorbei. Gehe vorsichtshalber mit iPod an Bord.
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Francão
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Freitag, 17. November 2006
Mit dem Bus nach Búzios
frankiemeyer, 23:54h
Oi!
Links Bus. Rechts Bus. Vorne Bus. Hinten Bus. Mittendrin Bus. Ich Bus.
Wer einmal in seinem Leben in Rio de Janeiro in einem Stau gesteckt hat, wird nie wieder "dichten" Verkehr in Deutschland kritisieren!
Nachdem ich am Donnerstag Morgen meinen Ipanema-Abschied-Açaí in meiner Stamm-Lanchonete (die Imbissbuden Brasiliens) eingenommen hatte,
machten mein Rucksack und ich uns auf den Weg nach Búzios. Das liegt ca. 200 Kilometer Richtung Osten, und man sollte den Ort in ca. zwei bis drei Stunden mit dem Bus locker erreichen. Allerdings geht der Bus nicht vor meinem Haus los,
wie alle Stadt-Busse, sondern man muss, um mit dem Bus die Stadt zu verlassen, erstmal zur Rodoviária, zum Busbahnhof. Der liegt ganz oben, im Norden von Rio. Ipanema liegt ganz unten, in der Zona Sul... Um den Bus um 13:15 Uhr deshalb "sicher" zu erreichen, bin ich von zuhause schon um 11:30 los. Um 12:45 war der Bus "schon" in Copacabana... Die Strecke laufe ich normalerweise in 15 Minuten.
Es ging wirklich so gut wie gar nix mehr! Immer nur das: Kurzes, aber heftiges Anfahren. Kurzes und noch heftigeres Abbremsen. Und wieder drei Meter geschafft! Und mein Hals passte so langsam nicht mehr zwischen Windschutzscheibe und Heckscheibe des Vorderbusses. Oder zwischen die Fensterscheiben seitlich. Statt entspannt rollend Richtung Búzios schwitzend, halsend und langsam resignierend eingekeilt von Bussen.
Aber langsam, mit dem ersten echten Verkehrsfluss ab Botafogo (inkl. Blick auf den Zuckerhut) und mit der Gewissheit, dass in zwei Stunden noch ein Bus nach Búzios geht, weicht der Unmut dem Erstaunen.
Dem Erstaunen ob der halsbrecherischen Fahrweise ALLER. Und man fragt sich: Welches System wird hier eigentlich gespielt? Nach Verkehrsregeln geht es hier jedenfalls nicht. Es muss eine Art stilles Abkommen geben unter allen motorisierten Cariocas (Bewohner von Rio). Es basiert wohl auf dem Prinzip, dass, wenn ALLE Regeln und Recht missachten, es automatisch zu mehr "Umsicht" kommt. Nur deshalb kracht es nicht. Nicht Defensive ist Trumpf, sondern Offensive! Wie im Futebol. Und nur weil alle so denken, geht es gut.
Aber nicht, dass hier falsche Vorstellungen aufkommen. Busfahren in Rio ist mit das beste, was es gibt (also, wenn man nicht unbedingt zu einer bestimmten Zeit am anderen Ende der Stadt sen muss). Man kommt in jeden Winkel, man muss nicht lange warten, es gehen permanent Busse, es kostet nicht viel, es macht sogar Laune, und es ist sicher. Letztes Jahr bin ich nur Taxi gefahren. Diesmal alles mit Bus. Man wird halt mit jedem mal gelassener.
Und das gelassenste Buserlebnis, das gabs letzten Sonntag in Ipanema: Ein Bus mit Musik drauf. Ein Art Karnevalsparade am Strand lang. Und tausende feiernde, tanzende und mitsingende Leute nebenher laufend. War klasse! Und dabei immer die ganze Zeit lecker eiskaltes Skol aus der Dose getrunken. War mit Douglas da, einem Carioca, den ich letztes Jahr kennengelernt habe. Der hat mich dann auch abends mit nach Baixo Gávea genommen, in ein Viertel, wohin sich im Grunde kein Tourist verirrt. Nette Bars dort, nette Stimmung. Und nette Freundin hat er auch, Simone.
O verdadeiro encenador da nossa vida é o acaso - der wirkliche Regisseur unseres Lebens ist der Zufall. (Aus: Nachtzug nach Lissabon, von Pascal Mercier.) Den Bus um 13:15 Uhr hatte ich verpasst. So stand ich also um 15:15 Uhr an Plataforma 34 der Rodoviária von Rio de Janeiro. Und neben mir auf einmal: Florian! Welcher Florian? Na, der Florian aus meinem Portugiesisch-Kurs bei der VHS...! Geschenkt, drei Euro ins Phrasenschwein, aber der Satz muss sein: So klein ist die Welt!
Er reist zusammen mit seiner Freundin, und jetzt sind wir zusammen in Búzios. Besser so! Denn ich hab so den Verdacht, dass mir dieser hochtouristische und teure Badeort nicht wirklich zusagt... Aber nun hab ich mich erstmal bis Montag eingebucht hier auf der Halbinsel, und bis dahin wird sich zeigen, wie es ist. Links Búzios. Rechs Búzos. Vorne Búzios. Hinten Búzios. Mittendrin Búzios. Ich Búzios.
Até logo
Francão
P.S.: Das Wetter hier ist aber auf jeden Fall super! Wie auch der letzte Tag in Rio. So toll geht die Sonne in Ipanema unter...
Links Bus. Rechts Bus. Vorne Bus. Hinten Bus. Mittendrin Bus. Ich Bus.
Wer einmal in seinem Leben in Rio de Janeiro in einem Stau gesteckt hat, wird nie wieder "dichten" Verkehr in Deutschland kritisieren!
Nachdem ich am Donnerstag Morgen meinen Ipanema-Abschied-Açaí in meiner Stamm-Lanchonete (die Imbissbuden Brasiliens) eingenommen hatte,
machten mein Rucksack und ich uns auf den Weg nach Búzios. Das liegt ca. 200 Kilometer Richtung Osten, und man sollte den Ort in ca. zwei bis drei Stunden mit dem Bus locker erreichen. Allerdings geht der Bus nicht vor meinem Haus los,
wie alle Stadt-Busse, sondern man muss, um mit dem Bus die Stadt zu verlassen, erstmal zur Rodoviária, zum Busbahnhof. Der liegt ganz oben, im Norden von Rio. Ipanema liegt ganz unten, in der Zona Sul... Um den Bus um 13:15 Uhr deshalb "sicher" zu erreichen, bin ich von zuhause schon um 11:30 los. Um 12:45 war der Bus "schon" in Copacabana... Die Strecke laufe ich normalerweise in 15 Minuten.
Es ging wirklich so gut wie gar nix mehr! Immer nur das: Kurzes, aber heftiges Anfahren. Kurzes und noch heftigeres Abbremsen. Und wieder drei Meter geschafft! Und mein Hals passte so langsam nicht mehr zwischen Windschutzscheibe und Heckscheibe des Vorderbusses. Oder zwischen die Fensterscheiben seitlich. Statt entspannt rollend Richtung Búzios schwitzend, halsend und langsam resignierend eingekeilt von Bussen.
Aber langsam, mit dem ersten echten Verkehrsfluss ab Botafogo (inkl. Blick auf den Zuckerhut) und mit der Gewissheit, dass in zwei Stunden noch ein Bus nach Búzios geht, weicht der Unmut dem Erstaunen.
Dem Erstaunen ob der halsbrecherischen Fahrweise ALLER. Und man fragt sich: Welches System wird hier eigentlich gespielt? Nach Verkehrsregeln geht es hier jedenfalls nicht. Es muss eine Art stilles Abkommen geben unter allen motorisierten Cariocas (Bewohner von Rio). Es basiert wohl auf dem Prinzip, dass, wenn ALLE Regeln und Recht missachten, es automatisch zu mehr "Umsicht" kommt. Nur deshalb kracht es nicht. Nicht Defensive ist Trumpf, sondern Offensive! Wie im Futebol. Und nur weil alle so denken, geht es gut.
Aber nicht, dass hier falsche Vorstellungen aufkommen. Busfahren in Rio ist mit das beste, was es gibt (also, wenn man nicht unbedingt zu einer bestimmten Zeit am anderen Ende der Stadt sen muss). Man kommt in jeden Winkel, man muss nicht lange warten, es gehen permanent Busse, es kostet nicht viel, es macht sogar Laune, und es ist sicher. Letztes Jahr bin ich nur Taxi gefahren. Diesmal alles mit Bus. Man wird halt mit jedem mal gelassener.
Und das gelassenste Buserlebnis, das gabs letzten Sonntag in Ipanema: Ein Bus mit Musik drauf. Ein Art Karnevalsparade am Strand lang. Und tausende feiernde, tanzende und mitsingende Leute nebenher laufend. War klasse! Und dabei immer die ganze Zeit lecker eiskaltes Skol aus der Dose getrunken. War mit Douglas da, einem Carioca, den ich letztes Jahr kennengelernt habe. Der hat mich dann auch abends mit nach Baixo Gávea genommen, in ein Viertel, wohin sich im Grunde kein Tourist verirrt. Nette Bars dort, nette Stimmung. Und nette Freundin hat er auch, Simone.
O verdadeiro encenador da nossa vida é o acaso - der wirkliche Regisseur unseres Lebens ist der Zufall. (Aus: Nachtzug nach Lissabon, von Pascal Mercier.) Den Bus um 13:15 Uhr hatte ich verpasst. So stand ich also um 15:15 Uhr an Plataforma 34 der Rodoviária von Rio de Janeiro. Und neben mir auf einmal: Florian! Welcher Florian? Na, der Florian aus meinem Portugiesisch-Kurs bei der VHS...! Geschenkt, drei Euro ins Phrasenschwein, aber der Satz muss sein: So klein ist die Welt!
Er reist zusammen mit seiner Freundin, und jetzt sind wir zusammen in Búzios. Besser so! Denn ich hab so den Verdacht, dass mir dieser hochtouristische und teure Badeort nicht wirklich zusagt... Aber nun hab ich mich erstmal bis Montag eingebucht hier auf der Halbinsel, und bis dahin wird sich zeigen, wie es ist. Links Búzios. Rechs Búzos. Vorne Búzios. Hinten Búzios. Mittendrin Búzios. Ich Búzios.
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Francão
P.S.: Das Wetter hier ist aber auf jeden Fall super! Wie auch der letzte Tag in Rio. So toll geht die Sonne in Ipanema unter...
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